HELP-Blog-Kategorie_Chronischer-Schmerz
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Schmerz verlernen – wie soll das gehen? 

Viele Menschen mit chronischen Schmerzen reagieren ungläubig, wenn sie hören: „Man kann Schmerz verlernen.“ Der Gedanke scheint paradox. Der Schmerz fühlt sich schließlich körperlich und unveränderbar an. Aber die moderne Schmerzforschung zeigt: Jeder Schmerz entsteht im Gehirn – wenn das Gehirn eine Gefahr erkennt oder auch nur vermutet. Genau wie Schmerzbahnen erlernt und verstärkt werden können, lassen sie sich auch wieder beruhigen. 

Mehr dazu: Was ist noziplastischer Schmerz? 

 

Warum Angst den Schmerz festhält – der Angst-Schmerz-Zyklus 

Schmerz ist ein Schutzsignal des Gehirns. Er soll uns vor Gefahr warnen – vor einer Verletzung, einer Überlastung, einem drohenden Schaden. Wenn das Nervensystem dauerhaft auf „Alarm“ steht, bleibt das Schmerzsignal manchmal bestehen, obwohl der ursprüngliche Grund längst verheilt ist oder vielleicht nie eine Gewebeschädigung bestand. 

Besonders entscheidend ist dabei die Angst vor dem Symptom: 

  • Schon die Erwartung von Schmerz („Das tut gleich bestimmt weh“) kann im Gehirn Schmerz aktivieren. 
  • Vermeidung („Ich bewege mich lieber nicht“) hält den Körper angespannt und bestätigt dem Gehirn: „Gefahr!“ 
  • Je stärker die Angst, desto mehr feuern die Nervenzellen im Schmerznetzwerk – selbst wenn das Gewebe längst gesund ist. 

 

So entsteht ein Teufelskreis: Schmerz → Angst → mehr Schmerz. 

Mehr dazu: Angst und Schmerz  

 

Schmerz verlernen heißt: Sicherheit neu lernen 

Das Gute: Das Gehirn ist neuroplastisch. Es kann neue Bedeutungen speichern, alte Muster abschwächen und Sicherheit statt Gefahr verankern. Genau hier setzt das „Schmerz verlernen“ an. 

Mehr dazu: Die Bedeutung der Neuroplastizität 

Wichtige Schritte dabei: 

  • Verstehen: Zu wissen, dass Schmerz nicht immer Schaden bedeutet, nimmt Druck. 
  • Reattribution: Das Signal neu deuten – „Mein Nervensystem ist überempfindlich, nicht mein Rücken kaputt.“ 
  • Erfahrungen sammeln: Mit Methoden wie Somatic Tracking oder abgestufter Exposition lernen Betroffene, Bewegungen oder Situationen wieder als sicher zu erleben. 
  • Angst beruhigen: Durch Affirmationen, Atemübungen, Musik und viele andere Übungen wird das Bedrohungsnetzwerk herunterreguliert. 

 

So entstehen im Gehirn neue Bahnen: weniger Angst – weniger Alarm – weniger Schmerz. 

 

Was die Forschung zur Schmerztherapie zeigt 

Studien zur Pain Reprocessing Therapy (PRT) und zur Emotional Awareness and Expression Therapy (EAET) belegen: Wer Schmerz als veränderbar versteht und neue, sichere Erfahrungen macht, kann die Intensität dauerhaft senken – teils bis zur Schmerzfreiheit. 

Das ist kein schneller Trick, sondern ein Lernprozess. Doch wie bei jeder neuen Fähigkeit gilt: Übung verändert die Bahnen im Gehirn. 

Mehr dazu: 

 

HELP: Dein Übungsfeld zum Schmerz verlernen 

Genau dafür wurde HELP entwickelt. Die App begleitet Dich Schritt für Schritt: 

  • mit leicht verständlicher Schmerzedukation, 
  • Übungen, die Angst vor Symptomen abbauen, 
  • und Methoden, die Sicherheit neu verankern. 

 

Denn Schmerz muss nicht „für immer“ sein. Denn was erlernt wurde, kann auch wieder verlernt werden. 

 


Quellen-Auswahl

  • Ashar, Y.K., et al. (2022). Effect of Pain Reprocessing Therapy vs Placebo and Usual Care for Patients With Chronic Back Pain. JAMA Psychiatry. 
  • Vlaeyen, J.W.S. & Linton, S.J. (2000). Fear-avoidance and its consequences in chronic musculoskeletal pain. Pain. 
  • Lumley, M.A., et al. (2017). Emotional Awareness and Expression Therapy for Fibromyalgia. Pain. 
  • Nijs, J., et al. (2023). Nociplastic pain and central sensitization in patients with chronic pain conditions. Braz J Phys Ther. 

 

Dr. Antje Kallweit

Gründerin und CEO von HELP, Fachärztin für Anästhesiologie, Zusatzbezeichnung Spezielle Schmerztherapie

Chronische Schmerzen verlernen mit HELP – Hol Dir jetzt die App