HELP-Blog-Kategorie_Chronischer-Schmerz
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Was ist Pain Reprocessing Therapy (PRT)? 

Pain Reprocessing Therapy (PRT) ist ein neurobiologisch fundierter Ansatz für chronische Schmerzen ohne anhaltende Gewebeschädigung (noziplastische Schmerzen).  

Der Kern: Du lernst, Deine Symptome neu einzuordnen und das Schmerzsignal im Gehirn als veränderbares Alarmsignal zu verstehen – statt als Beweis für „Schaden“. Diese Reattribution senkt Bedrohung, baut Angst ab und macht Veränderung möglich. 

 

Warum PRT mit Edukation beginnt: Die Ausgangsposition verändern 

Ohne stimmige Erklärung für den Schmerz bleibt das Nervensystem im Angst‑Schmerz‑Zyklus gefangen: Angst → Hypervigilanz → Vermeidung → mehr Schmerz. PRT setzt an der Ursache an: 

  • Du ordnest eigene Symptome neu: „bedrohlich und gefährlich“ wird zu „verständlich und veränderbar“. 
  • Erst dann greifen Exposition, Somatic Tracking & Co. – weil Dein Gehirn Sicherheit gelernt hat (Hintergrund: Angst und Schmerz). 

 

Diese Neudeutung ist kein „positives Denken“, sondern ein neurobiologischer Hebel: weniger Gefahr → weniger Schutzreaktion → weniger Schmerz. 

 

Die Bausteine von PRT – strukturiert und multimodal 

PRT ist multimodal. Dadurch findet jede:r wirksame Zugänge – kognitiv, emotional, körperlich, alltagsnah. 

  1. Schmerzedukation & Reattribution – Schmerz als Fehlalarm verstehen, Sicherheit vermitteln.
  2. Somatic Tracking – Empfindungen neugierig und ohne Angst wahrnehmen.
  3. Abgestufte Exposition – Schrittweise wieder tun, was zuvor vermieden wurde.
  4. Emotionale Verarbeitung – Gefühle erkennen, ausdrücken, integrieren.
  5. Positive Fokussierung – Freude, Ressourcen, Bewegung und Selbstwirksamkeit stärken. 

 

PRT verbindet Verstehen, Erleben und Festigen zu einem Sicherheits-Lernprozess. 

 

PRT im Vergleich zu bestehenden Methoden 

Hier liegt der entscheidende Unterschied: 

  • Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): prüft Gedanken, verändert Bewertungen, vermittelt Bewältigungsstrategien. Ziel: besser mit Schmerz umgehen. Studien zeigen, dass CBT meist nur geringe Effekte auf die Schmerzintensität hat. 
  • Acceptance and Commitment Therapy (ACT): legt den Fokus auf Akzeptanz („der Schmerz darf da sein“) und Wertearbeit („trotzdem handeln“). Ziel: Handlungsfähigkeit trotz Schmerz. 
  • PRT: geht einen Schritt weiter. Der Fokus liegt auf intensiver Edukation und einer neuen Bedeutung: Schmerz ist kein Schaden, sondern ein veränderbares Nervensystem-Signal. Erst wenn diese Grundlage gelegt ist, greifen Somatic Tracking, Exposition und Emotionsarbeit. Ziel ist nicht nur Coping, sondern eine nachhaltige Reduktion der Schmerzintensität – manchmal bis hin zur Schmerzfreiheit. Studien konnten zeigen, dass es möglich ist, mit diesen Techniken, den Schmerz zu “verlernen”.  

 

Damit steht PRT für einen Paradigmenwechsel: 

  • Von Management hin zu Veränderung. 
  • Von „mit Schmerz leben“ hin zu „das Nervensystem beruhigen“. 
  • Von „Bewältigen“ hin zu „Verlernen“. 

 

 

PRT in HELP: ein Weg durch die moderne Schmerztherapie 

In HELP führen Dich Videos von Dr. Antje Kallweit durch die Inhalte, räumen Zweifel aus und vermitteln Sicherheit. Jede Einheit ist so gebaut, dass Verstehen und Erleben ineinandergreifen: 

  • Videos, Audios, Illustrationen, Animationen (Edukation anschaulich & verständlich), 
  • Übungen (abgestufte Exposition, Somatic Tracking, Regulation, uvm.), 
  • plus Extras wie Puzzlestücke, Tagebuch, Notfallbereich, „Gut zu wissen“, Klangraum. 

 

Ziel: Beruhigung des Systems, Hoffnung und spürbare Selbstwirksamkeit. 

 

Für wen ist PRT geeignet? 
  • Deine Beschwerden tragen primär/noziplastische Merkmale. 
  • Strukturelle Gefahren wurden medizinisch ausgeschlossen. 
  • Du bist offen dafür, Schmerz neu zu verstehen und aktiv zu üben. 

 

Wenn diese Punkte passen, ist PRT oft ein hochwirksamer Weg zu weniger Schmerz und mehr Lebensqualität. 

Die Studienlage findest Du gebündelt im Artikel Was sagt die Forschung zur Pain Reprocessing Therapy?. 

 

Fazit 

PRT ist kein „Trick“, sondern ein evidenzbasierter Lernweg für das Nervensystem: 
Verstehen, neu bewerten, sicher erleben – und so den Angst‑Schmerz‑Zyklus lösen. Dieser Schritt öffnet den Weg für nachhaltige Veränderung.  
Mit klarer Struktur, multimodalen Werkzeugen und empathischer Begleitung wird aus Wissen Erfahrung – und aus Erfahrung Veränderung. 

 


PRT in der Übersichtsliteratur 

Ein deutschsprachiger Überblick zu PRT, ihren Wirkmechanismen und der aktuellen Studienlage findet sich in: 

  • Kallweit, A., Schubiner, H. (2025). Pain Reprocessing Therapy – Schmerz neu denken: Eine neue psychotherapeutische Methode zur Behandlung von chronischem Schmerz. Der Schmerz, 39(4), 270–277. doi:10.1007/s00482-025-00889-3 
Dr. Antje Kallweit

Gründerin und CEO von HELP, Fachärztin für Anästhesiologie, Zusatzbezeichnung Spezielle Schmerztherapie

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